Nachdem die Nachfrage nach Häusern und Wohnungen trotz hoher Preise über Jahre hinweg stabil war, zeigt sich seit Mitte dieses Jahres erstmals ein Nachfrage-Rückgang am Frankfurter Wohnungsmarkt. So ist der Gesamtumsatz der Immobilienverkäufe im Juli 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12,3 Prozent gesunken. Für Ein- und Zweifamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser wurden minus 29 Prozent verzeichnet. Das geht aus der aktuellen Wohnungsmarkt-Studie des Immobilien- und Beratungsunternehmens Immoconcept hervor.
Bernd Lorenz, Geschäftsführer von Immoconcept, betont, dass Beschäftigte in Frankfurt mit rund 50.830 Euro zwar über ein hohes durchschnittliches Jahres-Bruttoeinkommen verfügen. Mit Blick auf weiter steigende Zinsen sieht er aber die Finanzierbarkeit für potenzielle Immobilien-Käufe in Gefahr. Zudem sorge die anhaltende Inflation dafür, dass das reale Einkommen zurückgeht und Käufer wie Mieter langfristig neu disponieren müssten.
Erste Sättigungs-Tendenzen seien im Mietangebot zu erkennen. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate sind sowohl die Nachfrage insbesondere bei besonders teuren Objekten als auch die Umschlags-Geschwindigkeit zurückgegangen. „Ein Trend, der sich vor allem mit Blick auf die Rückstellung der geplanten Wohnhochhäuser und deren problematische Vermarktung beschleunigt“, wie Lorenz betont. Denn wo Wohnungen aufgrund der gestiegenen Baukosten sehr teuer sind und „nicht selten exorbitante Nebenkosten“ nach sich ziehen, werden in Einzelfällen „Investoren die Reißleine ziehen und ihre Projekte auf Eis legen“.
Das verschärfe wiederum die Lage am Wohnungsmarkt, weil Frankfurts Einwohnerzahl trotz eines geringen zwischenzeitlichen Rückgangs weiter steige. Der bis zum Jahr 2030 zu erwartende Anstieg auf dann 840.000 Einwohner sowie die Ansprüche an ein urbanes Lebensumfeld werden laut Studie Politik und Wohnungswirtschaft vor erhebliche Herausforderungen stellen.
Die Studie zeigt ferner, dass Frankfurt zwar einen weiterhin überdurchschnittlich hohen Anteil an Single-Haushalten hat (42,3 Prozent), die Zahl ist aber rückläufig. Die durchschnittliche Haushaltsgröße stieg von 1,76 Personen im Jahr 2015 auf jetzt 1,9 Personen.
Haushaltsgrößen mit mehr als zwei Personen sind aktuell vor allem in den Außenbezirken wie Kalbach-Riedberg, Harheim und Nieder-Erlenbach zu finden, wo aktuell noch günstigere Miet- und Kaufpreise vorliegen. Diese Ausweichbewegungen in das Frankfurter Umland werden sich nach Einschätzung von Immoconcept weiter verstärken und ihrerseits am Stadtrand und laut Lorenz im sub-urbanen Raum des Rhein-Main-Gebiets zu „deutlichen Mietsteigerungen bei Wohnungen sowie Verteuerungen von Wohneigentum und Einfamilienhäusern“ führen. Insgesamt reichen der Studie zufolge die durchschnittlichen Kaufpreise für Immobilien in Frankfurt aktuell von rund 5.400 Euro pro Quadratmeter im Stadtteil Sindlingen bis zu fast 13.000 Euro im Westend-Süd. Einzelne Spitzenwerte im Westend liegen sogar bei über 30.000 Euro pro Quadratmeter.
Ob es aber tatsächlich zu einer langfristigen Neubewertung der Immobilienpreise komme, hängt laut Immoconcept unter anderem von künftigen Entscheidungen der Bundespolitik und der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab. (DFPA/JF1)
Immoconcept ist ein im Jahr 1989 gegründetes Immobilien- und Beratungsunternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main.